Am Tag des abgesagten BMW Berlin-Marathons wird trotzdem gelaufen
. Denn ganz ohne Bewegung und ohne ein Zeichen zu setzen, wollen die Veranstalter des bedeutendsten deutschen Straßenlaufes den 27. September nicht verstreichen lassen. An der Siegessäule wird eine Staffel starten und weltweit können Läufer bei einem virtuellen Rennen mitmachen, das in dieser Form nur aus Berlin kommen kann: die 2:01:39 Stunden-Challenge.
Dabei stehen die Ampeln für den Laufsport seit langem auf Rot. Die Pandemie hat weltweit seit dem Frühjahr so gut wie alle Rennen gestoppt. Und die Absagewelle schwappt bereits ins nächste Frühjahr. Dadurch wird die Lage für viele große und kleine, internationale und lokale Laufveranstalter dramatisch: Sie stehen vor dem Aus. Doch es sind nicht nur die Veranstalter, sondern es ist allein in Deutschland eine millionenschwere Branche, die gefährdet ist. Dazu gehören neben den teilweise professionell arbeitenden Veranstaltungsteams auch alle Zulieferer wie zum Beispiel die Zeitnahme-Technik oder Medaillenproduzenten und natürlich die professionellen Läufer.
Die Corona-Unterstützungsfonds der Bundesregierung und des Sports greifen nur teilweise, viele Veranstalter fallen aufgrund ihrer Struktur durch das Raster. Bereits im April beantragte daher der Interessenverband der deutschen Straßenläufe, German Road Races (GRR), beim Bundesinnenministerium einen Rettungsfonds. Bis heute ist nichts passiert. GRR setzt inzwischen auch auf die Petition „Save the Events – Rettet unsere Läufe“, um dann mit möglichst vielen Stimmen erneut an das Innenministerium heranzutreten.
Laufen ohne echten Wettkampf
Um den Hobby-Läufern wenigstens einen kleinen Ersatz anzubieten, haben viele Organisatoren neue Arten von Rennen entwickelt: virtuelle Läufe, bei denen jeder für sich an seinem Wohnort oder irgendwo anders starten kann. Über entwickelte Apps werden die Ergebnisse dann zusammengefasst.
Ein solches virtuelles Rennen bieten auch die Veranstalter des BMW Berlin-Marathons an. „Nach der Absage wollten wir gemeinsam mit allen angemeldeten Läufern aus 140 Nationen zeigen, dass wir auch ohne einen echten Wettkampf weiter laufen. Es gibt viele virtuelle Rennen. Wir wollten keinen Marathon anbieten und die Läufer einzeln über eine so lange Strecke schicken, was auch sportmedizinisch nicht sinnvoll gewesen wäre. Unser Alleinstellungsmerkmal ist der Weltrekord von Eliud Kipchoge. Daher bieten wir die 2:01:39-Stunden-Challenge an und sind gespannt, wie viele Kilometer die Läufer innerhalb dieser Weltrekordzeit schaffen“, sagt Jürgen Lock, der Geschäftsführer des Marathon-Veranstalters SCC Events.
Die Corona-Unterstützungsfonds der Bundesregierung und des Sports greifen nur teilweise, viele Veranstalter fallen aufgrund ihrer Struktur durch das Raster. Bereits im April beantragte daher der Interessenverband der deutschen Straßenläufe, German Road Races (GRR), beim Bundesinnenministerium einen Rettungsfonds. Bis heute ist nichts passiert. GRR setzt inzwischen auch auf die Petition „Save the Events – Rettet unsere Läufe“, um dann mit möglichst vielen Stimmen erneut an das Innenministerium heranzutreten.
Laufen ohne echten Wettkampf
Um den Hobby-Läufern wenigstens einen kleinen Ersatz anzubieten, haben viele Organisatoren neue Arten von Rennen entwickelt: virtuelle Läufe, bei denen jeder für sich an seinem Wohnort oder irgendwo anders starten kann. Über entwickelte Apps werden die Ergebnisse dann zusammengefasst.
Ein solches virtuelles Rennen bieten auch die Veranstalter des BMW Berlin-Marathons an. „Nach der Absage wollten wir gemeinsam mit allen angemeldeten Läufern aus 140 Nationen zeigen, dass wir auch ohne einen echten Wettkampf weiter laufen. Es gibt viele virtuelle Rennen. Wir wollten keinen Marathon anbieten und die Läufer einzeln über eine so lange Strecke schicken, was auch sportmedizinisch nicht sinnvoll gewesen wäre. Unser Alleinstellungsmerkmal ist der Weltrekord von Eliud Kipchoge. Daher bieten wir die 2:01:39-Stunden-Challenge an und sind gespannt, wie viele Kilometer die Läufer innerhalb dieser Weltrekordzeit schaffen“, sagt Jürgen Lock, der Geschäftsführer des Marathon-Veranstalters SCC Events.
„Noch hat niemand das Handtuch geworfen. Aber eine zweite Absage 2021 wird so gut wie keiner verkraften, dann gibt es eine Pleitewelle“
Horst Milde, GRR-Vorsitzender und Gründer des Berlin-Marathons
Die „2:01:39-Stunden-Challenge“ – diesen nach wie vor aktuellen Weltrekord lief der Kenianer Eliud Kipchoge beim BMW Berlin-Marathon vor zwei Jahren – ist weltweit offen für alle Läufer. Es ist also egal, ob sie für den Marathon gemeldet waren oder nicht. „Wer teilnehmen möchte, muss die entsprechende App herunterladen und entweder über eine Smart-Watch oder ein Smartphone starten“, erklärt der Race-Direktor des BMW Berlin-Marathons Mark Milde. Die App zeichnet dann auf, welche Distanz binnen 2:01:39 Stunden zurückgelegt wird. Dabei kann individuell vom 26. September (0 Uhr) bis 27. September (24 Uhr) gelaufen werden. „Wir bieten auch ein Live-Erlebnis über Kopfhörer an, mit einem Countdown oder auch Flash Backs zum Rennen von Eliud Kipchoge“, sagt Milde. Am Montag nach dem Rennen wird dann eine Ergebnisliste veröffentlicht.
Am Sonntagmorgen startet zudem eine vierköpfige Staffel, die mehr als 100 Mal um die Siegessäule herumrennen wird und so die Marathondistanz von 42,195 Kilometern absolviert. Für den deutschen Top-Marathonläufer Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg), den 10.000-Meter-Spezialisten Richard Ringer (LC Rehlingen), den Berliner Johannes Motschmann (SCC Events Pro-Team) und Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) geht es darum, die Zeit von Eliud Kipchoge zu unterbieten. „Um nicht zu lange am Stück immer nur im Kreis zu laufen, werden sich die Läufer voraussichtlich alle zwei Runden abwechseln“, erklärt Milde. Ein „Pace-Car“ wird zudem das Weltrekord-Tempo vorgeben. „Wenn der BMW Berlin-Marathon hätte stattfinden können, hätten wir am 27. September hier Eliud Kipchoge am Start gehabt und eine echte Weltrekord-Jagd gesehen.“
Das Staffelrennen, zu dem Zuschauer nicht zugelassen sind, wird am 27. September ab 9 Uhr im RBB live übertragen. „So wird das Thema Laufen mit der derzeitigen Situation auch im Fernsehen dargestellt“, sagt Jürgen Lock.
Die Situation ist prekär
Die Situation, in der sich der Laufsport befindet, ist prekär. Solange das Verbot für Großveranstaltungen gilt und es für Veranstalter trotz Vorlage von aufwendigen Hygiene-Konzepten so gut wie keine politische Unterstützung gibt, weil bisher nicht differenziert wird zwischen unterschiedlichsten Veranstaltungen, ist mit dem schlimmsten zu rechnen. „Noch hat niemand das Handtuch geworfen. Aber eine zweite Absage 2021 wird so gut wie keiner verkraften, dann gibt es eine Pleitewelle“, sagt Horst Milde, der GRR-Vorsitzende und Gründer des Berlin-Marathons. Im April hat GRR beim Innenministerium einen Rettungsfonds für den deutschen Straßenlaufsport beantragt. „Bisher ist noch immer nichts entschieden“, sagt Milde. Der Laufsport hat, wie viele andere Sportarten auch, keine ausreichende Lobby, obwohl ihn alleine in Deutschland viele Millionen Menschen betreiben.
Am Sonntagmorgen startet zudem eine vierköpfige Staffel, die mehr als 100 Mal um die Siegessäule herumrennen wird und so die Marathondistanz von 42,195 Kilometern absolviert. Für den deutschen Top-Marathonläufer Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg), den 10.000-Meter-Spezialisten Richard Ringer (LC Rehlingen), den Berliner Johannes Motschmann (SCC Events Pro-Team) und Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) geht es darum, die Zeit von Eliud Kipchoge zu unterbieten. „Um nicht zu lange am Stück immer nur im Kreis zu laufen, werden sich die Läufer voraussichtlich alle zwei Runden abwechseln“, erklärt Milde. Ein „Pace-Car“ wird zudem das Weltrekord-Tempo vorgeben. „Wenn der BMW Berlin-Marathon hätte stattfinden können, hätten wir am 27. September hier Eliud Kipchoge am Start gehabt und eine echte Weltrekord-Jagd gesehen.“
Das Staffelrennen, zu dem Zuschauer nicht zugelassen sind, wird am 27. September ab 9 Uhr im RBB live übertragen. „So wird das Thema Laufen mit der derzeitigen Situation auch im Fernsehen dargestellt“, sagt Jürgen Lock.
Die Situation ist prekär
Die Situation, in der sich der Laufsport befindet, ist prekär. Solange das Verbot für Großveranstaltungen gilt und es für Veranstalter trotz Vorlage von aufwendigen Hygiene-Konzepten so gut wie keine politische Unterstützung gibt, weil bisher nicht differenziert wird zwischen unterschiedlichsten Veranstaltungen, ist mit dem schlimmsten zu rechnen. „Noch hat niemand das Handtuch geworfen. Aber eine zweite Absage 2021 wird so gut wie keiner verkraften, dann gibt es eine Pleitewelle“, sagt Horst Milde, der GRR-Vorsitzende und Gründer des Berlin-Marathons. Im April hat GRR beim Innenministerium einen Rettungsfonds für den deutschen Straßenlaufsport beantragt. „Bisher ist noch immer nichts entschieden“, sagt Milde. Der Laufsport hat, wie viele andere Sportarten auch, keine ausreichende Lobby, obwohl ihn alleine in Deutschland viele Millionen Menschen betreiben.
„Ich bin mir sicher, dass man die Zuschauer gut steuern kann, wenn man Regeln aufstellt“
Jos Hermens, Manager und Profibetreuer
Das, was die spektakulärsten Läufe einmalig macht, wird ihnen in der Pandemie zum Verhängnis: Nirgendwo anders können Breiten- und Spitzensportler an einem Termin in derartig großer Zahl gemeinsam ein Rennen bestreiten. Das stellt auch Irina Mikitenko heraus: „Bei keiner anderen Sportveranstaltung ist der Kontakt zwischen beiden so unkompliziert und eng. Das motiviert auch Kinder und Jugendliche zu einem sportlichen, bewegten und gesünderen Leben“, sagt die deutsche Marathon-Rekordlerin, die 2008 in Berlin mit der Bestzeit von 2:19:19 Stunden gewonnen hatte.
„Mit den abgesagten Straßenläufen brechen für unseren Sport und unsere Gesellschaft wichtige Veranstaltungen weg, woraus wiederum strukturelle Schäden in unserem Zusammenleben entstehen. Es ist sehr wichtig, dass über Jahrzehnte gewachsene Rennen erhalten bleiben, und dass das finanzielle Überleben der Spitzenathleten und der Veranstalter sowie aller Beteiligter gesichert wird“, erklärt Mikitenko.
Einige kleine Rennen konnten mit Hygiene-Konzepten in den letzten Monaten in Deutschland zwar wieder stattfinden, doch wirtschaftlich sind diese für die Veranstalter nicht. Die Marathon-Organisatoren in Hamburg und München hatten mit großem Aufwand Hygiene-Konzepte entwickelt, die auch international Beachtung fanden. In München wäre über mehrere Stunden hinweg jeder Läufer über ein Ampelsystem einzeln ins Rennen gegangen. Die Mühen waren jedoch vergeblich. Die Städte verlangten, dass der Veranstalter nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für etwaige Zuschaueransammlungen die Verantwortung übernimmt. Dies ist bei einer Streckenlänge von 42,195 Kilometern von keinem Veranstalter zu leisten.
„Die Veranstalter in Hamburg haben ein sehr gutes Konzept für die Teilnehmer erarbeitet“, sagt Christoph Kopp, der für eine Reihe von Straßenrennen die Elitefelder zusammenstellt und zudem etliche deutsche Topläufer als Manager betreut. „Die Stadt hätte ein Interesse zeigen, Verantwortung übernehmen und mit Zuschauer-Regeln sowie punktuellen Kontrollen die Rahmenbedingungen schaffen müssen, damit etwas hätte stattfinden können. Leider wurde diese Chance vertan.“
„Mit den abgesagten Straßenläufen brechen für unseren Sport und unsere Gesellschaft wichtige Veranstaltungen weg, woraus wiederum strukturelle Schäden in unserem Zusammenleben entstehen. Es ist sehr wichtig, dass über Jahrzehnte gewachsene Rennen erhalten bleiben, und dass das finanzielle Überleben der Spitzenathleten und der Veranstalter sowie aller Beteiligter gesichert wird“, erklärt Mikitenko.
Einige kleine Rennen konnten mit Hygiene-Konzepten in den letzten Monaten in Deutschland zwar wieder stattfinden, doch wirtschaftlich sind diese für die Veranstalter nicht. Die Marathon-Organisatoren in Hamburg und München hatten mit großem Aufwand Hygiene-Konzepte entwickelt, die auch international Beachtung fanden. In München wäre über mehrere Stunden hinweg jeder Läufer über ein Ampelsystem einzeln ins Rennen gegangen. Die Mühen waren jedoch vergeblich. Die Städte verlangten, dass der Veranstalter nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für etwaige Zuschaueransammlungen die Verantwortung übernimmt. Dies ist bei einer Streckenlänge von 42,195 Kilometern von keinem Veranstalter zu leisten.
„Die Veranstalter in Hamburg haben ein sehr gutes Konzept für die Teilnehmer erarbeitet“, sagt Christoph Kopp, der für eine Reihe von Straßenrennen die Elitefelder zusammenstellt und zudem etliche deutsche Topläufer als Manager betreut. „Die Stadt hätte ein Interesse zeigen, Verantwortung übernehmen und mit Zuschauer-Regeln sowie punktuellen Kontrollen die Rahmenbedingungen schaffen müssen, damit etwas hätte stattfinden können. Leider wurde diese Chance vertan.“
App herunterladen und mitmachen
Zusehen
Das SCC-Event an der Siegessäule lässt sich lediglich im TV verfolgen. Es wird am 27.9. vom rbb von 9 bis 11.30 Uhr live übertragen.
Mitmachen
Die 2:01:39 Challenge App gibt es kostenfrei. Neben dem klassischen Tracking und einer Sharing-Funktion liefert sie spezifische Rankings.
Auch der holländische Top-Manager Jos Hermens, der unter anderem Weltrekordler Eliud Kipchoge betreut, lobt die Konzepte. „Es ist sehr schade, dass die Rennen nicht genehmigt wurden. Ich bin mir sicher, dass man die Zuschauer gut steuern kann, wenn man Regeln aufstellt – wir sind ja hier nicht beim Fußball in einer Fankurve“, sagt Jos Hermens. „Wenn man sich Shopping-Malls anschaut oder auch große deutsche Innenstädte, wird klar, dass an der frischen Luft kaum etwas passiert bezüglich Ansteckung. Zudem laufen bei einem Marathon alle in die gleiche Richtung und nicht kreuz und quer. Große Läufe werden jetzt leider von den Politikern in einen Topf geworfen mit Volksfesten oder Konzerten – dabei ist ein Lauf etwas ganz anderes.“
Der im Laufsport ehrenamtlich für eine Reihe von nationalen und internationalen Veranstaltern tätige Helmut Winter, Professor für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin im Ruhestand, ist der Frage nachgegangen, wie gefährlich Massenveranstaltungen im Freien in einer Pandemie sein können. Er hat die Folgen der Berliner Großdemonstration vom 1. August anhand der Fallzahlen in der Hauptstadt betrachtet und schreibt in einem auf der Webseite germanroadraces.de veröffentlichten Beitrag: „In den offiziellen Daten in Sachen gesundheitlicher Auswirkungen des Corona-Virus’ ist auch nach angemessener Wartezeit so gut wie nichts zu erkennen.“
Es ist dieser Ansatz, den Veranstalter auch von den politisch Verantwortlichen erwarten, um dann mit Hygiene-Maßnahmen 2021 wieder Rennen starten zu können. Jos Hermens, der auch zum Veranstalter-Team des Amsterdam-Marathons gehört, sagt, es sei wichtig, dass wieder große Läufe stattfinden: „Schließlich brauchen die Menschen auch wieder Sport und Bewegung.“
Der im Laufsport ehrenamtlich für eine Reihe von nationalen und internationalen Veranstaltern tätige Helmut Winter, Professor für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin im Ruhestand, ist der Frage nachgegangen, wie gefährlich Massenveranstaltungen im Freien in einer Pandemie sein können. Er hat die Folgen der Berliner Großdemonstration vom 1. August anhand der Fallzahlen in der Hauptstadt betrachtet und schreibt in einem auf der Webseite germanroadraces.de veröffentlichten Beitrag: „In den offiziellen Daten in Sachen gesundheitlicher Auswirkungen des Corona-Virus’ ist auch nach angemessener Wartezeit so gut wie nichts zu erkennen.“
Es ist dieser Ansatz, den Veranstalter auch von den politisch Verantwortlichen erwarten, um dann mit Hygiene-Maßnahmen 2021 wieder Rennen starten zu können. Jos Hermens, der auch zum Veranstalter-Team des Amsterdam-Marathons gehört, sagt, es sei wichtig, dass wieder große Läufe stattfinden: „Schließlich brauchen die Menschen auch wieder Sport und Bewegung.“
Jörg Wenig
„Die Frage aller Fragen ist für uns jetzt in der Tat:
Wie geht es weiter?“
Jürgen Lock (52) ist Geschäftsführer von SCC-Events, dem größten deutschen Laufveranstalter. Das Team von SCC-Events organisiert unter anderem den BMW Berlin-Marathon und den Generali Berliner Halbmarathon sowie zahlreiche weitere bedeutende Straßenrennen
Wie ist die Situation bei SCC-Events?
Dieses Jahr ist für uns und für so gut wie alle anderen Veranstalter komplett verloren. Obwohl nichts läuft, werden wir das Jahr wohl überstehen – allerdings mit einigen Blessuren. SCC-Events hat zurzeit 70 Angestellte. Und wir haben in dieser Situation keinen entlassen. Aber die letzten Monate waren ein Kraftakt. Sie haben die gesamte Veranstaltungsbranche mitsamt ihren Zulieferern und Dienstleistern stark gebeutelt. Es ist für alle eine schwierige Zeit.
Wie schätzen Sie die Situation fürs nächste Jahr ein?
Die Frage aller Fragen ist für uns jetzt in der Tat: Wie geht es weiter? Niemand kann derzeit eine verlässliche Prognose für 2021 abgeben – Planungen müssen aber bereits jetzt angeschoben werden. Was passiert, wenn die notwendigen Hygienevorschriften mit Beginn der Laufsaison im April 2021 noch in diesem Ausmaß bestehen bleiben und Massensportveranstaltungen in der früheren Form weiterhin unmöglich machen?
Könnte SCC-Events ein zweites Jahr ohne Veranstaltungen überleben?
Also wenn das gesamte Jahr erneut wegfallen sollte, wird das mit unserer jetzigen Struktur nicht zu schaffen sein. Sollte der Marathon auch 2021 nicht stattfinden, ist Schicht im Schacht. Mal unabhängig von den Kosten wird es dann auch sehr schwierig, die Fachkräfte zu halten. Das ist sicherlich für alle Veranstalter so.
Bisher gibt es von politischer Seite keine entsprechende Unterstützung für Laufveranstaltungen, die existenzbedroht sind und aufgrund ihrer Struktur bei den Hilfspaketen durch das Raster fallen.
Im Sommer hat die Bundesregierung einen Rettungsschirm für den deutschen Sport verabschiedet. Dieser bezieht sich auf die Zuschauerausfälle in einigen Profiligen. Das ist sicher begrüßenswert. Zugleich aber frage ich mich: Wo bleiben wir? Mit einem Rennen wie dem BMW Berlin-Marathon spielen wir vergleichsweise in der Champions League. Die fehlenden Zuschauereinnahmen der Bundesligisten, das sind bei uns die fehlenden Teilnehmergebühren, wenn wir gar nicht oder nur noch mit sehr kleinen Starterfeldern veranstalten dürfen. Es ist sehr wichtig, dass wir mit den politisch Verantwortlichen vernünftig ins Gespräch kommen, damit die Situation erkannt und richtig eingeschätzt wird. Sport und Kultur sind wichtige Säulen für das soziale Miteinander, welches gerade in diesen Zeiten so wichtig ist. Mit den Vertretern des Landes Berlin haben wir aber verlässliche Partner, die sehr wohl im Blick haben, wie Ernst die Situation ist, aber auch wissen, was noch kommen kann.
Dieses Jahr ist für uns und für so gut wie alle anderen Veranstalter komplett verloren. Obwohl nichts läuft, werden wir das Jahr wohl überstehen – allerdings mit einigen Blessuren. SCC-Events hat zurzeit 70 Angestellte. Und wir haben in dieser Situation keinen entlassen. Aber die letzten Monate waren ein Kraftakt. Sie haben die gesamte Veranstaltungsbranche mitsamt ihren Zulieferern und Dienstleistern stark gebeutelt. Es ist für alle eine schwierige Zeit.
Wie schätzen Sie die Situation fürs nächste Jahr ein?
Die Frage aller Fragen ist für uns jetzt in der Tat: Wie geht es weiter? Niemand kann derzeit eine verlässliche Prognose für 2021 abgeben – Planungen müssen aber bereits jetzt angeschoben werden. Was passiert, wenn die notwendigen Hygienevorschriften mit Beginn der Laufsaison im April 2021 noch in diesem Ausmaß bestehen bleiben und Massensportveranstaltungen in der früheren Form weiterhin unmöglich machen?
Könnte SCC-Events ein zweites Jahr ohne Veranstaltungen überleben?
Also wenn das gesamte Jahr erneut wegfallen sollte, wird das mit unserer jetzigen Struktur nicht zu schaffen sein. Sollte der Marathon auch 2021 nicht stattfinden, ist Schicht im Schacht. Mal unabhängig von den Kosten wird es dann auch sehr schwierig, die Fachkräfte zu halten. Das ist sicherlich für alle Veranstalter so.
Bisher gibt es von politischer Seite keine entsprechende Unterstützung für Laufveranstaltungen, die existenzbedroht sind und aufgrund ihrer Struktur bei den Hilfspaketen durch das Raster fallen.
Im Sommer hat die Bundesregierung einen Rettungsschirm für den deutschen Sport verabschiedet. Dieser bezieht sich auf die Zuschauerausfälle in einigen Profiligen. Das ist sicher begrüßenswert. Zugleich aber frage ich mich: Wo bleiben wir? Mit einem Rennen wie dem BMW Berlin-Marathon spielen wir vergleichsweise in der Champions League. Die fehlenden Zuschauereinnahmen der Bundesligisten, das sind bei uns die fehlenden Teilnehmergebühren, wenn wir gar nicht oder nur noch mit sehr kleinen Starterfeldern veranstalten dürfen. Es ist sehr wichtig, dass wir mit den politisch Verantwortlichen vernünftig ins Gespräch kommen, damit die Situation erkannt und richtig eingeschätzt wird. Sport und Kultur sind wichtige Säulen für das soziale Miteinander, welches gerade in diesen Zeiten so wichtig ist. Mit den Vertretern des Landes Berlin haben wir aber verlässliche Partner, die sehr wohl im Blick haben, wie Ernst die Situation ist, aber auch wissen, was noch kommen kann.
Petition „Save The Events – Rettet unsere Läufe“
Mit dieser Petition will die Interessengemeinschaft der deutschen Straßenlaufveranstalter, German Road Races (GRR), erreichen, dass die bedrohliche Situation, in der sich viele Organisatoren und ihre Rennen befinden, von der Politik wahrgenommen wird. Die Petition wird von etlichen Sportpersönlichkeiten unterstützt. Unter ihnen sind die deutschen Marathon-Rekordhalter Irina Mikitenko und Arne Gabius oder auch der frühere 10.000-Meter-Europameister Jan Fitschen, der Topläufer Philipp Pflieger und die Marathon-Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig. Die SCC Events GmbH setzt sich als GRR-Mitglied ebenfalls für die Petition ein. www.openpetition.de/petition/online/save-the-events-o-rettet-unsere-laeufe.
Infos:
Infos:
Was müsste als nächstes passieren, um 2021 wieder größere Straßenläufe starten zu können?
Mithilfe von Experten müssen jetzt Szenarien entwickelt und dann Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit klar ist, wie wir 2021 veranstalten können. Es muss dabei sicher um Hygiene-Konzepte für die Teilnehmer gehen, aber auch um Regeln für Zuschauer. Eine weitere Kostenexplosion, wie wir sie seit Jahren im Bereich der Sicherheit von Großveranstaltungen haben, können wir uns mit der teuren Umsetzung von Hygienevorschriften jedoch nicht mehr leisten. Hier bedarf es Augenmaß und Mitverantwortung durch den Staat. Die derzeitigen Schwierigkeiten und Interessen sind breit und vielfältig. Deswegen muss sich die Politik schnellstmöglich mit dem Thema befassen. Wir erwarten, dass man den Veranstaltungsbereich differenzierter analysiert. Es spricht inzwischen einiges dafür, dass im Freien bezüglich der Corona-Ansteckung nicht viel passiert. Und irgendwann muss man ja auch Traditionsveranstaltungen wie ein Oktoberfest oder eben einen Berlin-Marathon wieder stattfinden lassen. Ich hoffe, wir bekommen für das Frühjahr 2021 ,Grünes Licht’ – und sollte es dann doch kurzfristig nicht möglich sein, zu veranstalten, müsste es entsprechende Ausfallgelder geben.
Der BMW Berlin-Marathon beziehungsweise SCC-Events unterstützt auch die Petition „Save the Events – Rettet unsere Läufe“ ...
Ja, es geht um die Zukunft unserer Laufveranstaltungen, deswegen müssen wir jetzt alle an einem Strang ziehen – auch mit der Petition, die ein Teil einer wichtigen globalen Anstrengung ist ,unserem Sport’, der auch in Krisenzeiten täglich von Millionen betrieben wird, Gehör und Unterstützung zu verschaffen. Die Petition kann uns wertvolle Unterstützung geben und eine starke Stimme. Daher bitte ich alle, denen der Laufsport am Herzen liegt, diese Petition zu unterschreiben.
Mithilfe von Experten müssen jetzt Szenarien entwickelt und dann Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit klar ist, wie wir 2021 veranstalten können. Es muss dabei sicher um Hygiene-Konzepte für die Teilnehmer gehen, aber auch um Regeln für Zuschauer. Eine weitere Kostenexplosion, wie wir sie seit Jahren im Bereich der Sicherheit von Großveranstaltungen haben, können wir uns mit der teuren Umsetzung von Hygienevorschriften jedoch nicht mehr leisten. Hier bedarf es Augenmaß und Mitverantwortung durch den Staat. Die derzeitigen Schwierigkeiten und Interessen sind breit und vielfältig. Deswegen muss sich die Politik schnellstmöglich mit dem Thema befassen. Wir erwarten, dass man den Veranstaltungsbereich differenzierter analysiert. Es spricht inzwischen einiges dafür, dass im Freien bezüglich der Corona-Ansteckung nicht viel passiert. Und irgendwann muss man ja auch Traditionsveranstaltungen wie ein Oktoberfest oder eben einen Berlin-Marathon wieder stattfinden lassen. Ich hoffe, wir bekommen für das Frühjahr 2021 ,Grünes Licht’ – und sollte es dann doch kurzfristig nicht möglich sein, zu veranstalten, müsste es entsprechende Ausfallgelder geben.
Der BMW Berlin-Marathon beziehungsweise SCC-Events unterstützt auch die Petition „Save the Events – Rettet unsere Läufe“ ...
Ja, es geht um die Zukunft unserer Laufveranstaltungen, deswegen müssen wir jetzt alle an einem Strang ziehen – auch mit der Petition, die ein Teil einer wichtigen globalen Anstrengung ist ,unserem Sport’, der auch in Krisenzeiten täglich von Millionen betrieben wird, Gehör und Unterstützung zu verschaffen. Die Petition kann uns wertvolle Unterstützung geben und eine starke Stimme. Daher bitte ich alle, denen der Laufsport am Herzen liegt, diese Petition zu unterschreiben.
Jörg Wenig
FOTOS SCC Events Camera 4, SCC Events